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Isabella zuckte zusammen, als Alonso Medel ihr im Vorübergehen mit seiner knochigen Hand über das Haar strich. „Meine süße Schwester“, raspelte er und wählte dabei einen Tonfall, der für ein Kind noch angemessen war, gleichzeitig aber auch einer jungen Frau gelten konnte. Er lächelte honigsüß und deutete eine galante Verbeugung an: „Ich freue mich, Euer Kavalier zu werden.“

Sie wandte sich trotzig ab und vermied es, ihm in die Augen zu blicken. Er sollte sie nicht mehr so anfassen. Sie hasste es. Sie hasste ihn. Aber anstatt das auszusprechen, beherrschte sie sich wie sie es gelernt hatte. „Welche Ehre“, sagte sie geziert, ohne aufzublicken. „Das ist sehr großzügig von Euch.“ Dann entfernte sie sich.

Beim Gartenfest, das am Abend in und um die Casa Pinzon folgte, bemühte sich Isabella, dem künftigen Schwager aus dem Weg zu gehen. Er war genügend ausgelastet. Nicht nur, dass er Catalina den Hof zu machen hatte, auch Mama Maria heischte um seine ständige Aufmerksamkeit und erlaubte es nicht, dass der künftige Schwiegersohn sich weiter als zwei Meter von ihr entfernte. Die Vermählung mochte von den Vätern besiegelt worden sein, doch solange Mama Pinzon nicht das Gefühl hatte, der Auserwählte bemühe sich angemessen auch um sie als künftige Schwiegermutter, war noch gar nichts abgemacht. Durch dieses Feuer der Bewährung musste Alonso noch hindurch. Aber es sollte sich für ihn ja lohnen. Ganz sicher winkte ihm mit Catalina eine der besten Partien zwischen Huelva und Cadiz. Für ihn würde das ein Aufstieg werden. Und die Braut war nicht unansehnlich. Zwar neigte sie, ähnlich ihrem Bruder Martin Arias, zu einer leichten Fülligkeit infolge des Wohllebens im Hause Pinzon. Wahrscheinlich könnte sie nach einigen Jahren und den ersten Kindern ihrer Mutter nachschlagen. Wohin das führen würde, war jetzt schon zu besichtigen. Aber, so tröstete sich Alonso Medel, sie hatte ein freundliches Wesen und ein hübsches Gesicht. Und außerdem war da noch ihre kleine Schwester, diese süße Augenweide Isabella. Auf die wollte er ein Auge haben. Instinktiv ahnte Isabella das. Sie spürte Medels Blicke auf sich ruhen, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Es entging ihr nicht, wie er sie mit lüsternen Hintergedanken beobachtete, wenn sie über den Hof tänzelte, durch ein Zimmer ging oder über die Gänge huschte. Er suchte jede Gelegenheiten, sie anzufassen. Er nahm sie in den Arm, drückte sie und tarnte diese Annäherungen als brüderliche Zuneigung des künftigen Schwagers.

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