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So trennte sich erstmals die Flotte und Rodrigo beobachtete von Bord der Gallega aus, wie die hilflos auf hohen Wellen tanzende Pinta schnell zurückblieb. Mit ihr verschwand auch der letzte dünne Strich, der am Horizont noch von Lanzarote zu sehen gewesen war.

IV. Das Kloster La Rabida

Die Morgensonne brannte bereits drückend vom andalusischen Hochland herunter in die Ebene von Palos und Huelva. Ihre Strahlen ließen den trägen Rio Tinto anmutig glitzern. Der kleine Miguel Sanchez, der Bruder Rodrigos, saß noch immer in der Nähe des Hafens hinter einem Bretterschuppen und wagte sich nicht aus seinemVersteck hervor. Besser, den ganzen Tag hier in diesem Verschlag auszuharren, als sich durch die Gassen von Palos zur Hütte der Mutter zurückzuschleichen. Nein, überhaupt nie mehr wollte er dorthin zurück. Er wollte frei sein, keine Angst mehr haben müssen, er wollte die Schreie, den ständigen Krach nicht mehr hören, die täglichen Prügel nicht mehr erdulden.

Er war zehn Jahre alt. Ein eingeschüchtertes, ahnungsloses Kind. Doch er war im Begriff, die Flucht vor der eigenen Mutter und ihrem dauerbesoffenen Peiniger zu ergreifen. Miguel beobachtete, wie der Schatten der Hauswand im Laufe des Vormittags immer kürzer wurde, hielt seinen Kupferreal, den ihm die mildtätigen Damen im Hafen zugeworfen hatten, zwischen den Fingern, bestaunte ihn immer wieder aufs Neue und von allen Seiten und vertrieb sich ansonsten die Zeit damit, zwei in seiner Nähe streunenden Katzen bei ihren spielerischen Ringkämpfen zuzuschauen. Sie wälzten sich im Staub und im dürren Unkraut, sprangen übereinander, fauchten, verbissen sich ineinander, machten Buckel, auf denen die Haare abstanden wie Kaktusdornen, und bauschten ihre Schwänze zu Palmwedelgröße auf. Wenn eine die Oberhand gewann, nahm Miguel ein Steinchen und warf es zwischen die Kämpfenden. So hielt er den Zweikampf ausgeglichen.

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