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Die Landschaft lag nach dem langen Sommer ausgedörrt und trostlos vor ihm. In der Ferne flimmerten die weißen Mauern von La Rabida. In einer etwas entfernten, von groben Trockenmauern eingefassten Mulde grasten ein paar junge, schwarze Stiere unter ramponierten Krüppeleichen. Es roch nach verdorrtem Gras und Straßenstaub.

Hinter Miguel näherte sich ein Eselskarren. Er kam schnell näher, denn Miguel trödelte und zauderte, blieb häufig stehen, stolperte dann wieder ein paar Schritte, blieb wieder stehen. Ein struppiges, kräftiges Maultier zog den niedrigen, einachsigen Lastkarren, die Pritsche voll gestopft mit von Tüchern abgedeckten Körben, mit großen Töpfen, groben Säcken, Kürbiskalebassen und ledernen Beuteln. Hinter dem Karren schlurfte ein alter Mann, barfuß und leicht gebückt. Es sah aus, als schlafe er im Gehen. Den zerschlissenen Strohhut hatte er tief in die Stirn gezogen, in seiner rechten Armbeuge klemmte eine mit Schnur verlängerte Rute. Das Ende der Schnur hing bis in den Straßenstaub herab und schleifte zwei Mannslängen hinter dem Alten her. Miguel erschrak, als der schwer schnaubende Maulesel plötzlich an ihm vorbeitrabte. Erst jetzt nahm er das Geräusch der im Sand knirschenden großen Holzräder, das Quietschen der Deichsel und das Rumpeln der Ladung auf der hölzernen Wagenpritsche wahr. Hatte er geträumt? Wie hatte ihm das Näherkommen des Karrens entgehen können? Ängstlich duckte er sich am Wegesrand und ging in die Hocke, in der Hoffnung, vielleicht nicht wahrgenommen zu werden. Den alten Mann, der scheinbar schlafend hinter der Karre herzottelte, hatte er bereits erspäht. Er kannte ihn: Don Burro, Herr Esel! So riefen ihn alle, wegen seiner Esel, die er auf einer kleinen Landwirtschaft außerhalb Palos züchtete. Er verlieh die Tiere, verkaufte sie, schlachtete sie oder richtete sie als Zug- und Lasttiere ab. Zwar sah Don Burro aus wie ein heruntergekommener Landstreicher und Bettler, aber jeder in Palos wusste, dass der Alte wohlhabend war, dazu geizig und misstrauisch. Er besaß keine Familie, keine Frau, keine Kinder. Manchmal kam er in die Stadt, betrank sich mit Augenmaß in der Spelunke „Zur Schildkröte“ drunten im Hafen und beschimpfte die Hidalgos und die Mesta, die Zunft der Schafzüchter, mit denen er in Dauerfehde lag. Dann suchte er sich eine der Dorfnutten. Früher, als sie noch ansehnlich und rank war, war das oft auch Miguels Mutter gewesen. Dann tauschte der alte Eselzüchter ein Huhn, einen Sack voller Gemüse, ein kleines Fässchen Wein oder andere Naturalien gegen das zweifelhafte Vergnügen, unter einen Rock zu gelangen, der vor ihm schon zahlreiche andere Besucher hat kommen und gehen sehen. Jedenfalls kannte Miguel den alten Don Burro, nicht zuletzt durch die Anekdoten, die über den Alten im Ort die Runde machten.

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