Читать книгу Die Bewohner von Plédos онлайн

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Normalerweise bleibt einem Stürzenden nicht viel Zeit, sich während seines Sturzes allzu viele Gedanken über sein Schicksal zu machen. Nun war aber die Ganganjer-Schlucht fast tausend Kilometer hoch, und ein Stürzender musste mit fünf Stunden Flugdauer rechnen, bis er unten ankam. Zeit genug, um noch einmal in Ruhe sein Leben zu überdenken und es noch einmal ordentlich mit der Angst zu tun zu bekommen. Und so bekam tatsächlich auch der kleine Idan ordentliche Angst. Das Schrecklichste war seine gänzliche Hilflosigkeit. Er konnte absolut nichts tun und blickte nur mit großen Augen seinem sicheren Ende entgegen. Dabei gingen ihm so manche Gedanken durch den Kopf. Er bereute bitterlich, dass er nicht auf den Rat seiner Ziehväter gehört hatte und zu Hause geblieben war. Er stellte sich vor, wie die beiden Riesen um ihn trauern würden, und weinte bittere Tränen darüber, dass er daran schuld war und ihr Vertrauen missbraucht hatte. Ein kalter Zugwind wehte ihm entgegen und wenn dieser nicht gewesen wäre, so hätte der kleine Idan sich völlig schwerelos gefühlt. Er hatte sich auf den Bauch gelegt, um die Fallgeschwindigkeit zu drosseln und der Wind wehte ihm die Tränen aus den Augen, die immer wieder von Neuem flossen. Ganz bewusst konnte er erleben, wie er immer schneller und schneller wurde. Die rötlichen felsigen Klippen an den Wänden des Abgrundes rasten immer schneller an ihm vorbei. Und irgendwann einmal bemerkte der kleine Idan, dass er mit gleich bleibender Geschwindigkeit fiel. Der Zugwind hatte aufgehört, noch stärker zu werden, und blies ihm mit gleicher Stärke ins Gesicht. Und die Felsenformationen zogen jetzt gleichmäßig an ihm vorüber. Noch konnte er keinen Grund erkennen. Die Fluchtlinien des namenlosen Abgrundes verloren sich in einem unscheinbaren Punkt. Der kleine Idan betete zu Gott. Seine Ziehväter hatten ihm erzählt, dass alle Dinge aus einem gütigen Urwesen hervorgegangen seien und zu diesem als seine Kinder zurückgeführt werden sollten. „Bitte, lass mich leben“, schrie der kleine Idan, „ich will noch nicht sterben! Wenn du mich leben lässt, werde ich meinen Vätern auch gewiss keine Schande mehr machen! Bitte lass mich leben! Ich weiß nicht wie, aber du wirst schon irgendeinen Weg finden! Es heißt doch, dass dir nichts unmöglich ist!“

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