Читать книгу Das Echo des Adlerschreis. Erinnerungen an ein früheres Leben онлайн

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Ich glaube, wohl die meisten Seelen waren zuvor schon vielerlei, doch die wenigsten erinnern sich daran. Dazwischen liegen Styx und Lethe. Bei mir wurde es ja auch erst durch jenen Unfallschock ausgelöst. Da begann ich, mich an frühere Existenzen zu erinnern. Ich war also schon vielerlei. Aber erzählen werde ich jetzt nur von meinem vorletzten Leben, weil ich davon die Bilder gesehen habe, und da war ich eben ein Seeadler gewesen.

Vor dir hängt etwas. Du weißt, dass es Nahrung ist. Du hast noch nie Fisch gesehen, aber niemand muss es dir sagen. Sofort hackst du danach. Die Mutter als Spenderin ist unwichtig. Geduldig hält sie mit dem Schnabel den Fisch hin, genau vor dich. Oder besser: genau vor euch beide. Denn auch der andere braucht keinerlei Erklärungen und hackt frenetisch auf den gummiartigen Fisch ein. Ihr streitet euch zum ersten Mal. Es ist eher ein elendes Piepsen, und doch ist es bitterböse.

Die Mutter wird ungeduldig und schwenkt den Fisch im Schnabel. Der tote Fisch schlenkert hin und her und knallt euch mit seiner Schwanzflosse wie Ohrfeigen um die Köpfe. Ihr seid verblüfft, und dein Bruder sperrt den Schnabel auf und der Fischschwanz hängt ihm zufällig in den Schlund, und sofort beginnt der Bruder, gierig zu schlucken und zu würgen. Aber der Fisch ist zu groß, um ihn im Ganzen zu schlucken. Wutentbrannt schlägst du deinen kleinen Hakenschnabel in den Fischleib und ziehst ihn mit einem Ruck dem Bruder wieder aus dem Rachen, aber du bist selber auch noch nicht richtig fit und fällst mitsamt Fisch hintenüber und kannst ihn gar nicht so schnell fressen. Schließlich zehrt noch jede Bewegung von deinen Dotterresten im Blut.

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