Читать книгу Das Echo des Adlerschreis. Erinnerungen an ein früheres Leben онлайн

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Aber das Bild ändert sich binnen kurzer Zeit. Denn auch das zweite Ei bricht auf, und du bekommst Konkurrenz. Verständnislos starrst du den neben dir an. Er ist feucht, hell und rosig. Dass er so aussieht wie du, weißt du nicht. Du stürzt dich auch nicht in wilder Aggression auf ihn. Du weißt nur, dass du ihm das Futter vor dem Schnabel wegschnappen wirst – ehe er es tut.

Inzwischen hat der Wind deine feuchten Federn getrocknet. Du wirst flaumig. Das spürst du daran, dass dir jeder Windhauch jetzt auf dem Kopf, an Hals und Rücken kribbelt. Auch der neben dir wird flaumig. Aber erst später als du. Dann ist auch er weiß und weich, der Wind spielt in seinen Flaumfedern, und Schnabel und Beine sind trocken und rosig.

Ein frisch geschlüpftes Adlerküken ist keine Schönheit. Der mürrische Schnabel wirkt noch seltsam weich, besonders um die Schnabelwinkel. Das Gefieder ist so weiß wie Greisenhaar, es sieht so ohne Farbe irgendwie unfertig aus. Der dünne, zittrige Hals kann den großen Kopf noch kaum tragen, Kropf und Bauch sind nur ein großer, unförmiger Sack, und die später mal mächtigen Flügel, noch ohne Schwungfedern, nichts weiter als lächerliche Häkchen.

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