Читать книгу Republik der Werktätigen. Alltag in den Betrieben der DDR онлайн
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Doch auch in der DDR gab es nichts umsonst. Von den Studenten wurde beispielsweise erwartet, dass sie in den Semesterferien drei Wochen lang am sogenannten FDJ-Studentensommer teilnahmen. Mit der Freiwilligkeit war das so eine Sache. In der Endkonsequenz konnten sich nur Kranke oder Fußlahme drücken.
Die Einsätze fanden zumeist in sozialistischen Großbetrieben statt und waren in der Regel sehr speziell. Die Studenten mussten beispielsweise in Brikettfabriken Kohlengruß schaufeln, für Nahverkehrsbetriebe Kabelgräben ausheben oder in Wäschereien die Lauge in den Bottichen umrühren. 1975 hatte es mich während des FDJ-Studentensommers in das Plattenwerk Neuwiederitzsch verschlagen, einen Zweigbetrieb des volkseigenen Wohnungs- und Gesellschaftsbaukombinats (WGK) Leipzig.
Bei der Einweisung wurde ich angenehm überrascht. Pro Doppelschicht sollte ich 100 Mark plus eine kostenlose Mahlzeit erhalten. Nach den drei Wochen mit ihren 15 Arbeitstagen würde ich demzufolge 1.500 Mark bar ausgezahlt bekommen und könnte völlig sorgenfrei mit meiner Freundin eine Reise nach Bulgarien antreten.