Читать книгу Opa, erzähl mir!. Aus dem Dialog zweier Generationen онлайн

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„Sie war meine Mutter! An ihrer Liebe zweifelte ich nie. Denn sie behielt mich, obwohl meine leibliche Mutter die Zahlungen an sie nach nur zwei Monaten einstellte. Den Grund dafür kennt niemand. Auf einmal kam einfach kein Geld mehr.“

Es erstaunt mich immer wieder, was Menschen leisten können. Wie gut sie sein können. Die Zieheltern hatten kein Geld, kaum nennenswerte Einnahmen, und doch zogen sie meinen Opa groß. Sie behielten ihn – einen von der leiblichen Mutter Verstoßenen, einen dem eigenen Vater Unbekannten – bei sich. Sie entschieden sich für ihn, damit er heranwachsen und sich eine bessere Zukunft aufbauen könne. Ihre eigenen Interessen stellten sie hintan. Da war bloß dieses zerbrechliche, wehrlose Kind und sie, die bettelarmen, herzensguten Menschen, die ihm bereitwillig Hilfe leisteten. Wenngleich mein Großvater dies nie so formuliert hat, bin ich mir sicher, dass ihm dies bewusst war, denn in den Gesprächen über seine Zieheltern blickte er stets dankbar und liebevoll zurück. Nach seiner frühen Reise war er an einem Ort angekommen, den er Heimat nennen konnte, da Menschen dort lebten, die ihn liebten.

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