Читать книгу Opa, erzähl mir!. Aus dem Dialog zweier Generationen онлайн

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Mehr noch: Je größer der Hunger wurde, desto kühner wurde ich. So zum Beispiel einmal, als ich den Bauern, der auch Imker war, zu den Bienenständen begleitete, um ihm zu helfen. Da gab er mir einige Wabenstücke in die Hand, die ich halten sollte, während er Arbeiten vornahm. Als er wegsah, konnte ich mich nicht mehr halten und schleckte den süßlich-glänzenden Honig in den Waben ab. Mehrmals – ich genoss es sehr. Plötzlich verspürte ich einen brennenden Schmerz auf der Zunge. Augenblicklich schwoll meine Zunge an und wurde taub, da verstand ich: Eine Biene hatte mich gestochen! Der Bauer bemerkte den Stich, sagte dazu aber nichts, ich glaube, er verdächtigte mich nicht, an seinem Honig genascht zu haben. Da hatte ich Glück!“

Ich frage mich, wie sehr der Unterkofl wohl eine Heimat für Arthur gewesen sein mag. War es für ihn nicht vielmehr bloß ein weiterer Aufenthaltsort auf seiner einsamen Reise, deren Zweck es war, ihn zu sättigen und nachts sicher schlafen zu lassen? Es war ein Ort, den er eine Zeit lang bewohnte, nicht mehr und nicht weniger. Deshalb machte es ihm auch nichts aus, jeden Sommer auf einem benachbarten Hof zu verbringen, auf dem er genauso viel zu arbeiten hatte, oder den Unterkofl im Alter von vierzehn Jahren gänzlich zu verlassen. Im Gegenteil: Der Umzug zum Oberkofl bereitete ihm große Freude, denn dort wurde er zu jemandem. Während er auf dem Unterkofl stillschweigend zu gehorchen hatte und sich nie wirklich einbringen durfte, brachte der Wechsel zum Oberkofl eine weitreichende, erfüllende Veränderung mit sich: Er wurde ein Knecht. Eine Bezeichnung, die ihn mit Stolz erfüllte, die ihn zu jemand Wichtigem machte.

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