Читать книгу Opa, erzähl mir!. Aus dem Dialog zweier Generationen онлайн

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Glücklicherweise bekam ich rasch die Antwort. Schon nach einigen Tagen, an einem Sonntag nach der Messfeier, bot Karl mir an, als Knecht auf seinem Hof zu arbeiten. So kam es, dass ich mich im Alter von siebzehn Jahren wieder vom Köchel verabschiedete. Mit nur wenigen Kleidern im Gepäck war der Umzug nicht schwer.“

Der Umzug zum Obernock stellte eine weitreichende Veränderung dar: Mit rund achtzig Hektar Fläche war er einer der größten Höfe Deutschnofens, dementsprechend gut erging es meinem Opa dort. Der damalige Wohlstand kann aber keineswegs mit dem heutigen verglichen werden, denn obgleich der Besitz ansehnlich war und niemand Not litt, wurde gespart wie in Krisenzeiten:

„Gut erging es ihnen schon, im Überfluss lebten sie nicht. Klar, wenn jemand etwas brauchte oder haben wollte, konnten sie es sich erlauben, das kam jedoch nicht sonderlich oft vor. Hunger leiden musste niemand, was mich sehr beruhigte, zudem gab es stets genug Arbeit, die mich erfüllte, und alle Bewohner waren sehr nett zu mir. Dieser Umzug war das wohl größte Glück in meinem jungen Leben. Selbstverständlich war nicht alles schön, aber damit fand ich mich bereitwillig ab. So teilte ich mir das Schlafzimmer mit Luis, einem Verwandten Rosas, der schon sein ganzes Leben auf dem Hof lebte und einzig das Arbeiten im Kopf hatte. Nie hatte ich mit ihm irgendwelche Auseinandersetzungen, ein gutes Verständnis war mir immer wichtig und trug auch zu einem besseren Arbeitsverhältnis bei. Das stellte also kein Problem dar. Das Zimmer an sich schon. Es lag an einem Ende des Hauses, weshalb es im Winter darin sehr kalt werden konnte. Als hätte das nicht genügt, war außerdem ein Fenster kaputt, was der Kälte zusätzlich Eintritt bot. Im Winter wurde es bitterkalt, meist so kalt, dass sich an den Mauern hoher Reif bildete, in den wir dann zeichneten. Die Matratze, auf der ich schlief, war, genauso wie die aller Knechte und Bauerskinder, nicht mehr als ein Strohsack. Daran war ich gewöhnt, da dies bei meinen vorhergehenden Wohnorten ebenfalls so gewesen war. Das hätte mich keineswegs gestört, wären nicht unzählige Läuse und Flöhe darin heimisch gewesen. Die Nächte wurden dadurch häufig sehr unruhig. Aber man akzeptierte das gleichgültig, schließlich war es bei jedem so, außer beim Bauernpaar. Sie verfügten über eine Matratze, hatten im Zimmer sogar einen Ofen stehen und zogen sich um, um zu Bett zu gehen. Ja, ein Nachthemd besaßen sie! Wir Knechte wussten nicht einmal, was das sein sollte. Ein Nachthemd.“

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