Читать книгу Selbst- und Welterleben in der Schizophrenie. Die phänomenologischen Interviews EASE und EAWE онлайн

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In der akuten Psychose steigert sich die zuvor noch schleichende Entfremdung zum Erlebnis der Selbstentmächtigung. Nun treten den Betroffenen die entfremdeten Bruchstücke des eigenen Wahrnehmens, Denkens und Handelns wie von außen gegenüber, als scheinbar von anonymen Mächten ausgelöste Empfindungen, gesteuerte Bewegungen, eingegebene Gedanken oder – bei noch weitergehender Entfremdung – als akustische Halluzinationen (»Stimmen«). Die sogenannten »produktiven« Symptome der akuten Psychose (Ich-Störungen, Beeinflussungswahn, Halluzinationen) stellen demnach Externalisierungen vollständig entfremdeter und als solcher nicht mehr erkannter Eigentätigkeiten dar, die sich den Betroffenen von außen her entgegenstellen. Damit ist die phänomenologische Konzeption der Schizophrenie, wie sie den hier vorgestellten Interviews zugrunde liegt, im Überblick skizziert.

1.6 Zusammenfassung

Der historische Überblick sowie neuere phänomenologische Untersuchungen legen die Existenz einer Grundstörung der Schizophrenie nahe, die ähnlich einer Vulnerabilität schon vor dem Ausbruch der Erkrankung erfasst werden kann. Sie besteht modernen phänomenologischen Theorien zufolge in einer Beeinträchtigung des basalen, leiblich verankerten Selbsterlebens. Dies bedeutet nicht etwa, dass Erkrankte kein Selbstkonzept aufweisen, sondern umschreibt vielmehr die Tatsache, dass sie ihr Kernselbst als grundsätzlich fragil, bedroht und instabil empfinden. Nach heutigem Stand umfasst die schizophrene Grundstörung folgende pathogenetische und kompensatorische Aspekte (Fuchs 2012):


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