Читать книгу Selbst- und Welterleben in der Schizophrenie. Die phänomenologischen Interviews EASE und EAWE онлайн
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Blankenburg beschreibt neben dem Verlust von »natürlicher Selbstverständlichkeit« sowie der damit verbundenen Hyperreflexivität zahlreiche Veränderungen des basalen, präreflexiven Selbsterlebens, die später auch in die Items der EASE Eingang fanden. Dazu gehören die Ambivalenz, das verminderte basale Selbsterleben (Verlust des Selbststands), das mimetische Erleben, die Selbstvergewisserung im Spiegelbild, der Verlust der Initiative, das Missverhältnis zwischen intendiertem und tatsächlichem Ausdruck, transitivistische Phänomene und Phänomene der existenziellen Reorientierung.
1.4 Die Renaissance der Phänomenologie
Die beschriebenen Arbeiten verhalfen den Selbststörungen zu einem zwar soliden, jedoch lange Zeit randständigen Platz im pathogenetischen Verständnis der Schizophrenie. Dass Beschreibungen schizophrener Selbststörungen in der psychiatrischen Fachwelt bis vor Kurzem eine Nischenexistenz führten, lag zum einen an den lange fehlenden englischen Übersetzungen der Arbeiten, zum anderen an dem oft hohen Abstraktionsgrad der philosophisch fundierten Texte. Sie erschienen weit entfernt vom raschen klinischen Alltag und deshalb wenig anwendbar. Von 1960–1985 gab es kaum englischsprachige Schriften, die sich mit der Phänomenologie der Schizophrenie befassten. Sowohl Mayer-Gross mit seinem »Textbook of Psychiatry« (1954) als auch Fish mit »Schizophrenia« (Hamilton und Fish 1984) versuchten phänomenologische Konzepte in die englischsprachige Psychiatrie einzuführen, allerdings mit wenig Erfolg.