Читать книгу Selbst- und Welterleben in der Schizophrenie. Die phänomenologischen Interviews EASE und EAWE онлайн

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Die tiefe Verunsicherung der Betroffenen führt laut Blankenburg häufig dazu, dass sie sich auf jede Aussprache oder Begegnung mit einem Menschen innerlich vorbereiten müssen. Jede einzelne Situation müssen sie vorausentwerfen:

»Diese Fragen, die den Gesunden im praktischen Leben kaum behelligen, füllen bei Kranken […] zeitweise das Bewußtsein so sehr, daß sie darüber weder zu den Dingen noch zu sich selbst noch zu den anderen Menschen finden. Sie sind ständig mit der Herstellung jener Basis beschäftigt, die der Gesunde bedenkenlos voraussetzt, um sich von dort aus den Anforderungen des konkreten Lebens zuzuwenden« (Blankenburg 1971, S. 82).

Als Folge des tiefgreifenden Verlusts von Selbstverständlichkeit und Common sense bewegen sich Betroffene fortwährend in der Alternative zwischen schablonenhafter Übernahme von Umgangsformen (z. B. floskelhafte Wendungen) und autistischem Rückzug (in extremen Zustandsbildern zwischen Echopraxie oder Echolalie einerseits, Negativismus oder Stupor andererseits). Selbstverständlichkeiten des Alltags wandeln sich zu Fragwürdigkeiten. Offensichtlich wirkt sich der Verlust der natürlichen Selbstverständlichkeit auch auf die Intersubjektivität im Kontakt mit anderen aus. Dies zeige sich z. B. im Unvermögen, den Blick der anderen auszuhalten. Betroffene können die Rivalität zwischen Blicken und Erblicktwerden, Vergegenständlichen und Vergegenständlicht- (d. h. »Fixiert«-)Werden nicht aufheben:


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