Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Katharina stand deutlich vor Augen, dass sie mit den baltischen Provinzen über Territorien herrschte, die sich ausgezeichnet als Experimentierfeld für Reformen eignen würden. Gleichzeitig sah sie, dass es sich beim Baltikum um ein »Reservoir tüchtiger Menschen« handelte,34 auf deren Mithilfe sie bei der Regierung und Reform Russlands setzte. Ihre Reise hatte also einen doppelten Zweck: Zum einen wollte sie diese Provinzen an der nordwestlichen Peripherie ihres Reiches besser kennenlernen, zum anderen wollte sie mit einer solchen Reise natürlich auch imperiale Herrschaft demonstrieren und die für sie so wichtigen Untertanengruppen einbinden.

Katharina war bereits zuvor zweimal im Baltikum gewesen: Das erste Mal hatte sie die baltischen Provinzen durchquert, als sie 1744 nach Russland gereist war. Das zweite Mal hatte sie die Kaiserin Elisabeth 1746 gemeinsam mit ihren Mann Peter begleitet. Nun kam Katharina als Herrscherin.35

Die vierwöchige Reise begann in St. Petersburg am 20. Juni 1764 und führte die Kaiserin zunächst nach Narva. Katharina nahm die gleiche Route wie 1746 mit der Kaiserin Elisabeth. Sie machte auf dem Weg Station auf den Landgütern oder in Poststationen, jeweils wurde sie von ansässigen Adligen empfangen, bevor sie am 24. Juni in Katharinental eintraf und sich am nächsten Tag per Schiff nach Reval begab. Vier Tage voller Festivitäten verbrachte Katharina in der Hauptstadt Estlands. Dann ging es weiter nach Baltischport, einen Ort, den Katharina umbenannt hatte; am 2. Juli folgte der Aufbruch nach Livland wieder über Adelsgüter, bis sie schließlich am 3. Juli in Pernau anlangte. In Riga, der Hauptstadt Livlands, traf sie am 9. Juli ein. Hier wurde sie mit Glanz und allem Aufwand empfangen. Aus den Brunnen vor dem Rigaer Rathaus sprudelte Wein statt Wasser. Stände und Bürger bemühten sich, Provinz und Stadt im besten Zustand zu präsentieren, Renovierungen von Infrastruktur und Stadtbild waren erfolgt. Von Riga aus besuchte die Herrscherin Mitau, und bevor sie dann die Rückreise aus Riga antrat, fuhr sie in Richtung Dorpat. Schließlich verließ sie am 20. Juli Livland und wurde von den Gouverneuren der Provinzen bis nach Narva begleitet, von wo aus sie mit dem Schiff nach St. Petersburg zurückfuhr, wo sie am 25. Juli 1764 eintraf.

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