Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Die vierwöchige Reise fiel just in jene Zeit, in der es zum tragischen Tod Ivans VI. in der Festung Schlüsselburg kam.36 Ivan VI. war im November 1741 als Kleinkind von Elisabeth vom Thron gestoßen worden. Sicherlich war der Häftling keine große Gefahr mehr für Katharina; aber er mochte doch als Projektionsfläche einer Opposition dienen, die nicht in die nun regierenden Netzwerke mit eingebunden war. Seine Familie, die sogenannten Braunschweiger, waren von ihm getrennt in Cholmogory interniert worden. Ivan VI. wurde 1756 nach Schlüsselburg verbracht, isoliert und stark bewacht. Konnte der entthronte Zar daher immer noch als Personifizierung alternativer Projektionen der Gegner Katharinas (und Pauls) betrachtet werden? Dieser Ivan VI., der seine Familie nie wiedersehen sollte,37 wurde am Ort seiner Gefangenschaft bei einem angeblichen Fluchtversuch ermordet, und es war sicher nicht ungünstig, dass sich Katharina in relativ großer Entfernung von ihm befand. Katharina ließ dem Mörder einen Prozess machen, der zu dessen Hinrichtung führte. Damit war nach ihrem Mann nicht nur ein zweiter potenzieller Rivale um den Thron umgekommen, sondern auch derjenige, der Wissen um die Ereignisse in Schlüsselburg hatte. Katharina hatte mit der Praxis der Kaiserin Elisabeth, keine Todesurteile zu exekutieren, gebrochen.38

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