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Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Netzwerkdaten liegt darin, ob bei der Abfrage gerichtete (Englisch: directed) oder ungerichtete (Englisch: undirected) Beziehungen erfasst werden. In gerichteten Netzwerken (z. B. Freundschafts- oder Hilfenetzwerke) ist ausschlaggebend, von welcher Person eine Nominierung ausgeht. So kann beispielsweise aus der Tatsache, dass Person A die Person B als Freund oder Freundin genannt hat, nicht geschlossen werden, dass auch Person B die Person A als Freund oder Freundin nominiert. In ungerichteten Netzwerken hingegen wird lediglich erfasst, ob zwischen Person A und Person B überhaupt eine Verbindung existiert oder nicht. Bittet man beispielsweise die Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs oder der gesamten Schule darum, alle anderen Lernenden anzugeben, mit denen sie im Nachmittagsangebot der Schule eine Arbeitsgemeinschaft besuchen, erhält man als Ergebnis ein sogenanntes Co-Membership-Netzwerk (Marin & Wellmann, 2011). Eine auf diese Weise festgestellte (ungerichtete) Beziehung zwischen zwei Lernenden gibt an, dass sich beide im Rahmen derselben Arbeitsgemeinschaft begegnen. Eine Unterscheidung von gerichteten und ungerichteten Beziehungen ist auch deshalb wichtig, weil einige Auswertungsmethoden für Netzwerkdaten nur für einen der beiden Netzwerktypen definiert sind. Die nachfolgend beschriebenen Indizes In- und Outdegree können beispielsweise nur in gerichteten Netzwerken, nicht jedoch in ungerichteten Netzwerken berechnet werden. Unabhängig davon, ob ungerichtete oder gerichtete Verbindungen erfasst werden, liegt die Stärke der SNA insbesondere in der Gegenüberstellung und Kombination von Nominierungen. Werden beispielsweise zwei Lernende zum Bestehen einer Beziehung befragt und deren Nominationen miteinander kombiniert, erhöht dies sowohl die Verlässlichkeit der Messung als auch letztlich deren Objektivität. Wie das Beispiel zu den sogenannten Indegree und Outdegree in Abschnitt »Indizes auf Personen- und Gruppenebene« zeigt, kann die Gegenüberstellung von Nominationen darüber hinaus Hinweise auf diskrepante Wahrnehmungen von Lernenden geben und auf Erfahrungen von Exklusion und Ausschluss im Klassenkontext aufmerksam machen.

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