Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн

38 страница из 42

Einmal brachte Celestino uns in ein Dorf, dessen bunt bemalte Häuserfronten von der Hauptstraße aus postkartenschön aussahen. Ein paar schwarz gefleckte Schweine lagen am Straßenrand in der Sonne und ließen sich von mir streicheln. Aber als wir durch eine Gasse in Richtung Wasser gingen, sahen wir, dass viele der Häuser keine Rückseiten hatten. Die Fassaden waren samt halber Wohnzimmer und Küchen abgebrochen und ins Meer gerutscht, als seien sie aus Marmorkuchen. Ein Potemkinsches Dorf am Strand. »Das passiert, wenn man den Boden weggräbt«, erklärte Celestino. Jedes Jahr frisst sich das Wasser weiter landeinwärts.

Ich erinnerte mich an die Malediven, wo ich ein paar Monate vorher gesehen hatte, wie sich die Hauptstadt Male verzweifelt gegen den steigenden Wasserspiegel und die Erosion wehrte – mit gigantischen Tetrapoden aus Stahlbeton, die als künstliches Ufer vor der Hafenmauer gestapelt sind. Das ist ein Problem überall, wo man direkt am Wasser baut: Man nimmt dem Strand seine Rückzugsmöglichkeit. Das Ufer kann nicht mehr wandern, um sich auf den steigenden Pegel einzustellen. Stattdessen erodiert es. Die Unmengen Sand, die für die riesigen Betonanlagen auf den Malediven nötig waren, schaufelten Bagger übrigens ein paar Inseln weiter vom Meeresboden auf ein Lastschiff.


Правообладателям