Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн

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Sand wird aber nicht nur für Beton verwendet, sondern auch in der Elektro- und Kosmetikindustrie, um Straßenfundamente zu befestigen und sogar um Land aufzuschütten. Etwa in Singapur, dem größten Pro-Kopf-Verbraucher des Sediments. Der Stadtstaat vergrößert sein Territorium, indem er Millionen Tonnen von importiertem Sand in die Meerenge zwischen indischem Ozean und südchinesischem Meer kippt. So hat er seine Fläche inzwischen um ein Viertel vergrößert. In Dubai hat man in den vergangenen Jahren auch noch künstliche Inselgruppen in der Form von Palmen ins Meer gesetzt. Wenigstens gab es in den Emiraten genügend Sand, dachte ich. Bis mir Arnaud erklärte, dass Wüstensand sich nicht zum Bauen eignet: Die Körner sind zu rund. »Der Sand für die künstlichen Inseln stammt teilweise von den Stränden Afrikas«, sagte er, »aber größtenteils aus Australien.« Er wird also auch noch mit Schiffsdiesel um die halbe Welt geschippert.

Die Menschheit spielt längst überall Jenga. Beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen verortet man die Summe allen verbrauchten Sandes pro Jahr bei etwa fünfzig Milliarden Tonnen. »Angenommen, man würde allen Sand, der in einem Jahr verbraucht wird, in einer Linie um den Äquator aufschütten«, sagte Arnaud, »einmal um die Erde herum« – er machte eine bedeutungsvolle Pause –, »man hätte eine durchgehende Mauer, die siebenundzwanzig Meter hoch und siebenundzwanzig Meter breit wäre. Jahr für Jahr.« Das war deutlich mehr, als alle Flüsse der Welt in einem Jahr produzierten. In Belgien, sagte Arnaud, grabe man den benötigten Sand vor allem aus der Nordsee, weil man – genau wie in Deutschland – über die meisten Sandvorkommen an Land Städte gebaut hatte. Nur habe kürzlich eine Schätzung ergeben, wie viel Sand vor der belgischen Küste eigentlich noch übrig war: »In spätestens achtzig Jahren ist alles weg.« Die zuständigen Behörden seien erschüttert gewesen.


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