Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн
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Für Arnaud Vander Velpen, einen jungen belgischen Geologen, ist genau das eine der »größten Herausforderungen des Jahrhunderts«. Weniger diplomatisch ausgedrückt: ein verdammtes Riesenproblem. Vander Velpen ist Experte für Sand beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen, kurz UNEP. »Was passiert, wenn etwas wertvoll wird, das niemandem gehört, aber überall rumliegt?«, fragte er mich, als ich ihn anrief. »Jemand sammelt es auf und verkauft es.« So war der Beruf der Sandräuber entstanden. Während die Gäste aus Europa auf der einen Insel in bequemen Neubauten ihren Strandurlaub genossen, schaufelten die ladrões de areia auf der Nachbarinsel die Strände weg, um Nachschub für die Baustellen zu liefern.
ALLEIN CHINA HATTE IN DEN VERGANGENEN DREI JAHREN MEHR SAND UND KIES FÜR DIE BETONPRODUKTION VERBRAUCHT, ALS DIE USA IM GESAMTEN ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERT, SO SCHÄTZTE MAN BEI DER UNEP.
Diese Lieferkette ist überall auf der Welt zu beobachten, vom Mekongdelta bis zur arabischen Halbinsel. Sie funktioniert ungefähr wie ein Jenga-Turm: Um oben einen Stein draufzusetzen, muss man unten einen rausziehen. Das geht überraschend lange gut. Ein Jenga-Turm kann mehr als seine doppelte Ursprungshöhe erreichen – bis jemand einen Stein zu viel aus dem Fundament zieht und alles ins Kippen gerät.