Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн
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Die neun kapverdischen Inseln trotzen sechshundert Kilometer westlich des Senegal dem Atlantik. Ursprünglich waren sie unbewohnt; bis Portugal sie besetzte und jahrhundertelang als Verladehafen nutzte, für das seinerzeit wertvollste Exportgut, das der europäische Kolonialismus aus Afrika zog: Sklaven. Heute sind die Kapverden eines der beliebtesten Urlaubsziele des Kontinents. Das Klima ist angenehm, das Essen nicht zu ungewohnt, das Land sicher. Cabo Verde ist eine der wenigen Demokratien Afrikas; die Menschen sind für afrikanische Verhältnisse wohlhabend. Sein Markenzeichen trägt das Land schon im Namen der Hauptstadt: Praia bedeutet nichts anderes als Strand. Bald, dachte ich, könnte der Name ein leeres Versprechen sein; genau wie die »gute Luft« von Buenos Aires. Eine Erinnerung an bessere, lang vergangene Zeiten.
Für eine Diebin fing Dita ziemlich spät mit der Arbeit an. Sie stahl ihre Beute nicht im Schutz der Dunkelheit, wie ich erwartet hatte. Sondern tagsüber, von acht bis vier. Es war schon hell und backofenheiß, als sie hinter der verabredeten Linkskurve irgendwo in den ausgedörrten Hügeln über Porto Gouveia unter einem Ölbaum hervortrat. Sie blickte sich um; dann hob sie zögernd die Hand. Eine Frau mit den kräftigen Schultern einer Arbeiterin und dem sanften Gesichtsausdruck einer vierfachen Mutter. »Bom dia«, murmelte sie, während sie die Gruppe musterte, die ihr da aus dem Auto entgegenstieg: Zwei blonde Männer, einer davon mit Kamera, das war Andi; eine Frau mit Klemmbrett, Vanessa, die Redakteurin; und schließlich Celestino, unser Fahrer und Übersetzer.