Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн
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Dita trug Flip-Flops und die übliche Kleidung ihres Berufsstands: Ein sonnengebleichtes Top und zwei luftige Baumwolltücher. Das eine um die Hüfte geschlungen, das andere um den Kopf, als kleine, aber wirkungsvolle Maßnahme gegen den Staub und die Sonne, ihre größten Gegner, noch vor der Polizei. Die kam auch immer wieder vorbei, aber tat inzwischen nur noch wenig, wie ich später erfuhr. Man nahm Dita das Werkzeug weg, ein paar Eimer und Schaufeln, oder verlangte ein kleines Schmiergeld.
Ditas Arbeit bestand darin, Sand zu stehlen und zu verkaufen. Ich kannte sie noch keine zehn Minuten, aber konnte mir nicht vorstellen, dass sie sich den Job wegen der spannenden Arbeit an der frischen Luft ausgesucht hatte. Sandräuber wurde man, weil die Kinder Hunger hatten – und weil man keine andere Möglichkeit sah, das zu ändern. Dita war eine von geschätzt Hunderttausenden in diesem Geschäftszweig, allein an der afrikanischen Westküste.
Wir stolperten und rutschten Dita hinterher, eine Böschung hinab durch dornige Sträucher. Ringsum erhoben sich staubfarbene Hügel. Das Meer musste noch kilometerweit entfernt sein. »Laufen wir bis zum Strand?«, fragte ich Dita, die unten stehen geblieben war und mit geübter Handbewegung eine Fliege von ihrem Gesicht verscheuchte. »Não, wir bleiben hier.« Ich blickte mich um, wir standen in einem Flussbett. Es sah aus, als wäre der letzte Tropfen Wasser hier vor hundert Jahren geflossen. »Am Strand«, sagte sie und lächelte, »gibt es schon lang keine Arbeit mehr.«