Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн
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Bis Anfang der achtziger Jahre waren die Kapverden touristisch weitgehend unerschlossen. Man lebte ärmlich in Hütten aus Lavastein, der Sand am Meer interessierte niemanden. Dann begann der Massentourismus. Und mit ihm nicht nur der Aufschwung, sondern auch der Ausbau der Inseln: Straßen und Hotels entstanden, ganze Städte wurden aus dem Vulkanboden gestampft. Der Lebensstandard stieg, den meisten Menschen ging es wirtschaftlich immer besser.
Doch der Boom forderte ein unerwartetes Opfer. Ich konnte es sehen, als wir uns später eine kurze Pause gönnten. Wir setzten uns oben am Hang auf ein paar Autoreifen im Schatten eines Baums und spülten uns mit Wasser den Staub aus der Kehle. Hinter uns stand Ditas Haus. Es war aus rohen Ziegeln gebaut, darüber ein Dach aus Wellblech, davor ein windschiefer Verschlag aus Treibholz, in dem ein paar Hühner im Staub scharrten. Ein kleiner Junge in Unterhose duschte unter einem Metallrohr, das außen aus der Wand ragte.
Das Haus sah nicht besonders aus. Es war aber besonders; weil es nicht aus Stein gebaut war, wie die traditionellen kapverdischen Häuser, sondern aus Betonziegeln. Die Europäer kamen nicht nur als Touristen, sondern brachten den Kapverdern auch eine Art zu bauen, die es vorher nicht gab. Beton ersetzte Stein. Und weil Beton zu drei Vierteln aus Sand und Kies besteht, wurde aus den Stränden über Nacht ein Rohstoff.