Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн
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Der Sandraub war auf den Kapverden Frauensache. Die Männer gingen fischen, erklärte Dita, frühmorgens; wobei diese Tätigkeit zuletzt kaum noch Erträge brachte. Alles hängt mit allem zusammen, und Fische finden auf dem blanken Steinboden in den Buchten kaum noch Nahrung. Ihr Vater und dessen Vater seien noch täglich mit vollen Netzen zurückgekommen. Jetzt aber müssten die Fischer Jahr für Jahr weiter raus aufs Meer, wo wiederum ausländische Trawler alles leer gefischt hätten. So hatten viele Männer aufgegeben und als Tagelöhner auf dem Bau angeheuert. Sie mischten jetzt den Sand, den ihre Frauen und Mütter abbauten, zu Beton und gossen daraus Ziegel.
Die Entwicklung war typisch. In Indonesien, einem der wichtigsten Sandlieferanten für den asiatischen Raum, schaufelt man den Rohstoff mit Baggerschiffen aus dem Meer. Das zerstört nicht nur Ökosysteme unter Wasser, es lässt auch ganze Inseln verschwinden. Zwischen 2005 und 2010 sind laut Zeitungsberichten mindestens vierundzwanzig unbewohnte indonesische Inseln im Meer versunken. Das Fundament hatte irgendwann nachgegeben. Indonesien verbietet zwar inzwischen den Export von Sand; aber das rief wiederum eine Sand-Mafia auf den Plan, die den Rohstoff nun irgendwo zwischen den siebzehntausend Inseln illegal abbaut.