Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн

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Flug AT823 von München nach Casablanca war halb leer. Vor dem Einsteigen hatten wir eine halbe Stunde im Bus auf dem Rollfeld gewartet, während zwei Autos der Bundespolizei mit laufenden Motoren vor dem Flugzeug standen. Schließlich waren zwei Uniformierte aus der Maschine gestiegen und weggefahren. Als sich endlich die Bustüren öffneten, stieg ich die Treppe rauf und in den Flieger; als einer der Ersten. Dachte ich jedenfalls. Aber im Heck, bei den Toiletten, saß bereits regungslos diese Gruppe. Fünf schwarzhaarige Männer, hintereinander auf den Fensterplätzen, in sich versunken, als wären sie im Moment des Hinsetzens eingeschlafen. Und neben ihnen, auf den Plätzen am Gang, fünf kräftige Männer in Kurzarmhemden, die hellwach und etwas grimmig nach vorne guckten. Was war das für eine seltsame Truppe, in der niemand sprach, niemand lachte? Und warum verteilten sie sich nicht auf die vielen freien Reihen?

Ich löste den Gurt, stand auf und schwankte nach hinten. Das vorderste Kurzarmhemd blickte sofort misstrauisch auf. Ich lächelte, guckte suchend in Richtung Toilettentür und schob mich vorbei, während ich irgendwas brummte, das klingen sollte wie »Na, zum Glück ist gerade nicht besetzt, haha«. Aber der kurze Blick in die Sitzreihe hatte gereicht: Mir zog sich der Magen zusammen. Der Mann im Hemd trug Quarzhandschuhe; schwarz, mit Verstärkungen an den Knöcheln. Mit solchen Dingern kann man Unterkiefer brechen, ohne sich weh zu tun. Noch mehr erschreckt hatte mich aber der Blick auf den Platz daneben. Der schwarzhaarige Mann, der dort saß, weinte, während er stumm aus dem Fenster sah. Seine Arme waren mit Handschellen an die Lehnen gefesselt.


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