Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн
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Solche Momente hatte ich schon öfter erlebt: Der Stolz auf die eigene Arbeit, der selbst einen armen Kaffeepflücker im kolumbianischen Hinterland strahlen ließ, wenn man ihn fragte, ob er seinen Job mochte. Ich bin überzeugt, die meisten Menschen arbeiten gerne. Es erfüllt uns mit Sinn, unsere Lebenszeit in etwas zu investieren, das andere Menschen wertschätzen. In diesem Sinn hatte auch Uttam einen Berufsstolz. Und den hatte ich nun erschüttert. Vielleicht täusche ich mich, aber mir war so, als hätte er ab diesem Moment durchgehend eine kleine Sorgenfalte auf der Stirn gehabt.
Am Nachmittag luden wir die gefärbten Stoffbahnen in eine Schleuder, um die Flüssigkeit rauszukriegen. Danach schleppten wir sie in den vierten Stock, wo wir sie zum Trocknen auf Drahtseile hängten. Von dort warfen wir sie schließlich in den Hinterhof, zogen sie nacheinander über eine drei Meter hohe Röhre aus durchlöchertem Metall, aus der heiße Luft blies. So wurde der Stoff endgültig trocken und glatt.
Es war nach einundzwanzig Uhr und meine Schläfen pochten von den Dämpfen in der Fabrik. Selbst der Smog Kalkuttas, der uns draußen erwartete, erschien mir jetzt so erstrebenswert wie Tiroler Bergluft. Der Großteil der Fabrik war dunkel und still, als wir den Berg gewaschener und getrockneter Baumwolle vor einer Art monströsem Bügelbrett abluden. Im letzten Arbeitsschritt bügelte diese Mangel die Bahnen und drehte sie straff in fünfundzwanzig identische Rollen – das finale Produkt der Färberei. Am nächsten Morgen würde ein Fahrer sie abholen und an die Näherei liefern.