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Das Lieferkettengesetz soll das umdrehen. Die Idee ist: Wenn Konzerne haftbar sind für alles, was auf der langen Reise ihrer Produkte passiert, fordern sie von ihren Lieferanten auch mit Nachdruck bestimmte Standards ein. Dann wird Arbeits- und Umweltschutz zum Standortvorteil. Es gewinnt nicht mehr derjenige den Auftrag, der das meiste aus seinen Arbeitern herauspresst, sondern der, der den Kunden garantieren kann, dass bei ihm keine Kinder schuften und kein Gift im Fluss landet. Viele deutsche Unternehmen sind für das Gesetz. Denn Firmen, die jetzt schon verantwortungsvoll arbeiten, haben dann endlich keinen Nachteil mehr.

Das Thema beschäftigt immer mehr Industriestaaten. In Frankreich und den Niederlanden gibt es schon länger solche Gesetze, in Österreich wird es diskutiert, in der Schweiz scheiterte im November 2020 ein Volksentscheid knapp, der eine besonders strenge Regelung einführen wollte. Die deutsche Bundesregierung hat sich Anfang 2021 auf ein Lieferkettengesetz geeinigt, nachdem eine Umfrage ergeben hatte, dass nur ein sehr kleiner Teil der deutschen Unternehmen seine Zulieferer freiwillig kontrolliert. Allerdings kritisieren Menschenrechts- und Umweltorganisationen den Entwurf als ungenügend. Auf Druck des CDU-geführten Wirtschaftsministeriums greift es zunächst nur für Unternehmen mit mehr als dreitausend Mitarbeitern, klammert also kleine Unternehmen und den sogenannten Mittelstand aus – in dem immer noch die Mehrheit der Menschen beschäftigt ist. Und es umfasst keine zivilrechtliche Haftung. Oxfam zufolge »droht das Gesetz ins Leere zu laufen«.


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