Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн

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Seit dreiundzwanzig Jahren arbeitete Uttam als Färber, erzählte er mir beim Essen. Das bedeutete, dass er mit ungefähr zwölf Jahren angefangen hatte. Er kam aus Bangladesch; seine Frau lebte mit den drei Kindern dort in einem Dorf. Ihnen schickte er den Großteil seines Lohns. Alle drei Monate besuchte er sie. Für eine Woche. »Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit«, sagte er.

Ich hatte während der Anreise ein paar Statistiken gelesen. Demnach kauft jeder Deutsche im Schnitt sechzig Klamotten im Jahr; so viele wie noch nie. Wir besitzen jeder durchschnittlich zweiundneunzig Kleidungsstücke – Socken und Unterwäsche nicht mitgezählt. Knapp die Hälfte davon tragen wir fast nie. Insgesamt zwei Milliarden Klamotten lagern nutzlos in deutschen Schränken. Ein T-Shirt tragen wir heute im Schnitt kaum öfter als die Plastiktüte, in der wir es aus dem Laden mitgenommen haben.

Das ist der Erfolg der Fast Fashion; einer der genialsten Erfindungen der letzten Jahrzehnte, wirtschaftlich gesehen. Konzerne wie H&M haben die Menschen in den Industrieländern seit den Neunzigern mit immer billigerer, immer schneller wechselnder Mode angefüttert. H&M oder Zara bringen heute knapp fünfzig Kollektionen im Jahr heraus. Für ein T-Shirt muss man kaum mehr zahlen als für einen Cappuccino. Toll für die Kunden.


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