Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн

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An der Treppe zur Kantine drückte mir Uttam eine Flasche in die Hand. Waschbenzin. Er rieb damit seine Hände ab und wischte sie an seinem Shirt trocken. Meine Arme waren fast bis zum Ellbogen blau verspritzt. Das Benzin verwässerte immerhin den Farbton auf meinen Händen zu einem hellen Grau. Dafür rochen sie jetzt, als gehörten sie einem Tankwart. Wir aßen mit den Händen.

Über die Jahre habe ich als Reporter die Beobachtung gemacht, dass die Menschen, egal wo auf der Welt und unter welchen Bedingungen sie auch arbeiten, das Mittagessen doch meist in überraschend ähnlicher Weise einnehmen. Von der Blumenfarm in Kenia bis zur Spielzeugmanufaktur in China sind fast alle Kantinen der Welt gekachelte Räume mit schlichten Tischen, an denen einfaches Essen auf Teller geklatscht und in Ruhe gegessen wird. Vorher und nachher kann der Job noch so anstrengend, gefährlich oder unhygienisch sein – das Essen ist eine Ruhephase.

Bei den Färbern in Kalkutta war das anders. Fand ich schon die Fabrik gruselig, war die Kantine die nächste Stufe des Horrors. Im Grunde ist schon der Begriff irreführend. »Essloch« wäre treffender. Es handelte sich um eine Art Hohlraum zwischen der Halle und dem darüberliegenden Stockwerk. Er hatte eine Deckenhöhe von knapp anderthalb Metern. Darin lagerten blaue Kunststofffässer mit giftigen Chemikalien. In diesen Hohlraum krabbelten die Färber jetzt nacheinander hinein, setzten sich im Schneidersitz auf den nackten Beton, nahmen sich schmuddelige Plastikschälchen und schaufelten Reis und gelbes Hühnchencurry aus zwei Töpfen, die jemand dort hingestellt hatte – dann aßen sie stumm mit der rechten, meist blau gefärbten Hand.


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