Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн

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Der Profi nennt die Flüssigkeit in der Wanne Flotte. Diese Flotte besteht zuerst mal aus einer Natronlauge. Durch sie soll sich der Farbstoff später besser an den Stoff binden. Aber nun holte Uttam die Farbe. Sie war in diesen blauen Kanistern, die vor der Tür gestanden hatten. Und schließlich schleppten wir noch einen zentnerschweren Sack Soda aus einem Nebenraum. Dann schütteten wir alles in einem Bottich zusammen. Während ich mit einer Holzlatte rührte und Uttam schüttete, dampfte und blubberte es. Ich atmete normal weiter – und übergab mich fast. Messerscharfer Chlorgeruch brannte in meinem Hals. Ich würgte, meine Augen tränten. Uttam guckte erschrocken. Wir gingen eine Runde an die frische Luft, wo wir zufällig dem Fabrikbesitzer begegneten. Er gab mir den Rat, zum Schutz vor den Dämpfen einfach den Kragen meines T-Shirts vor Mund und Nase zu ziehen. Manchmal liegt die Lösung so nah.

Die Färberei ist der giftigste Schritt in der Herstellung von Textilien. Es braucht Hunderte Chemikalien, um Baumwolle oder Kunstfasern zu färben. Die meisten sind giftig, ätzend, krebserregend, hormonell wirksam oder alles auf einmal. In deutschen Färbereien tragen die Arbeiter und Arbeiterinnen Atemschutz, Kittel, Stiefel und Handschuhe. Die Filterung des Abwassers ist aufwendig und teuer. Konsequent, dass jede Firma, die Klamotten günstig verkaufen will, diese in Asien färben lässt. So geschieht alles außer Sichtweite. Und so stiehlt man sich aus der Verantwortung.


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