Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн
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Uttam blieb vor einer Maschine stehen, die im Moment stillstand. »Das ist unsere erste Aufgabe.« Ein Gebirge lose zusammengeworfener, beiger Stoffbahnen erhob sich vor uns. Das Material, wie die Spinnerei es geliefert hatte: Fünfundzwanzig Schläuche, jeder vierzig Meter lang und einen halben Meter breit. So sah also ein Kilometer Baumwolle aus. Das Tagewerk eines Färbers.
Beim Ankleiden war ich zum Glück vertrauensvoller als bei der Sache mit den Schuhen. Ohne Umschweife legte ich die komplette Sicherheitskleidung an, die Uttam mir anbot. Sie bestand aus einer Plastikfolie, die ich mir um die Hüfte band. Das war’s.
DIE FÄRBEREI IST DER GIFTIGSTE SCHRITT IN DER HERSTELLUNG VON TEXTILIEN. ES BRAUCHT HUNDERTE CHEMIKALIEN, UM BAUMWOLLE ODER KUNSTFASERN ZU FÄRBEN. DIE MEISTEN SIND GIFTIG, ÄTZEND, KREBSERREGEND, HORMONELL WIRKSAM ODER ALLES AUF EINMAL.
Die Maschine hieß in der Sprache des Färberhandwerks Haspelkufe, las ich später in einem Handbuch. So ein Ding besteht grob gesagt aus einer Wanne, in die ein kleines Auto passen würde; darüber drehen sich ein paar Walzen. In die spannten wir nun erst mal die Stoffbahnen ein, sodass die Haspelkufe sie endlos im Kreis durch die Flüssigkeit in der Wanne ziehen konnte. Im Mittelalter erledigten die Färber das noch von Hand, indem sie mit Stöcken stundenlang in Fässern herumstocherten. Insofern hätte es schlimmer kommen können.