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Franz Michael Vierthaler wird wegen seiner umwälzenden Schulreformen mit Fug und Recht als einer der größten Pädagogen Österreichs eingestuft. Es ist die Zeit der Aufklärung, in die Vierthaler hineinwächst. Den alten Autoritäten der Kirche und der königlichen Macht wird nun die Vernunft gegenübergestellt. Ausgehend vom französischen Philosophen René Descartes gehen Voltaire und Jean-Jacques Rousseau von konkretem Wissen und freiem Denken aus. Rousseau fordert in seinem Werk „Émile oder Über die Erziehung“ in Vorwegnahme der Französischen Revolution das Prinzip der Gleichheit.

Im Sinne der Aufklärung löst Vierthaler in Salzburg das Schulwesen aus der Hörigkeit der Kirche und des Militärs und führt als erster eine geregelte Lehrerausbildung ein. Mit seinen Standardwerken zur Pädagogik und seinen zahllosen philosophischen und geografischen Schriften übt er einen großen Einfluss auf die gesamte Bildungspolitik des Habsburgerreiches aus. Durch sein Wirken als Direktor des Waisenhauses in Wien, das 2 500 Zöglinge betreut, verbessert er die medizinische und hygienische Versorgung und wird zum Vorbild für die im 20. Jahrhundert entstehenden Kinderdörfer.