Читать книгу Anders Wirtschaften - Gespräche mit Leuten, die es versuchen онлайн
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Dagegen haben sich die hier vorgestellten Wirtschaftsformen ab den frühen 1970er-Jahren aus sozialen Bewegungen entwickelt, die sich sowohl vom zunehmend hegemonialen Kapitalismus als auch vom immer mehr diskreditierten Sozialismus distanzierten. Diese streben nichts weniger als die Wiedereinbettung der Wirtschaft oder zumindest des Austausches in soziale Beziehungen an. Der wirtschaftliche Austausch soll sich nicht in der Realisierung und Verteilung von Rendite erschöpfen, sondern zwischen den Austauschenden dauerhafte, von gegenseitiger Verpflichtung getragene Beziehungen schaffen.
Alle hier vorgestellten Wirtschaftsformen sind erfolgreich, wenn sie sowohl an ihrer ökonomischen als auch an ihrer gemeinschaftsstiftenden Wirkung gemessen werden. Bei Mobility überwiegt der ökonomische Nutzen. Die Genossenschaft ist heute für die meisten Mitglieder wenig mehr als eine Zweckgemeinschaft – eine anonyme Plattform, über die sie ihre Mobilitätsbedürfnisse effizient befriedigen, wie Theo Wehner in seinem Kommentar feststellt. Im Vergleich dazu sind die Kommune Niederkaufungen und der Pappelhof erklärtermassen in erster Linie Experimente gesteigerten Zusammenlebens. Die Mitglieder nehmen dafür ein Leben mit geringem materiellem Wohlstand in Kauf. Die Reichweite und gesamtwirtschaftliche Bedeutung dieser beiden Institutionen, aber auch jene der Zeitbanken und der Alternativwährungen im Talente-System, sind begrenzt. Dies liegt daran, dass diese Gruppen Solidarität und Vertrauen nach innen mit einer Abgrenzung nach aussen verbinden müssen. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der Kommune Niederkaufungen, wie Aldo Haesler in seinem Kommentar aufzeigt. Nicht zufällig tragen die meisten vorgestellten Organisationen das Lokale bereits im Namen: Pappelhof, Niederkaufungen, St. Gallen, Obwalden, Vorarlberg. Je stärker die gemeinschaftsbildende Funktion, desto lokaler die Organisation.