Читать книгу Handbuch der Poetik, Band 1. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Dichtkunst онлайн

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Als Beleg diene die sehr umständliche Beschreibung von Kleidung und Putz in der 15. Romanze des ersten Zyklus von Herders Cid. Die poetische Grundstimmung, der "ethische" Nachahmungszweck dieses ganzen, räumlich bedeutendsten Teiles der betreffenden Romanze ist in der dritten Strophe angegeben:


Herrlich ging am Hochzeittage

Auf die Sonne. Don Rodrigo,

Abgelegt die Waffenrüstung,

Kleidet sich mit seinen Brüdern

Hochzeitlich und fröhlich an.


Und nun folgt in sieben, sehr ausgedehnten, Strophen die sehr genaue Schilderung des Hochzeitsanzuges des Cid und der Donna Ximene, und zwar so, dass von dem durch Lessing vorgeschriebenen dichterischen Mittel, statt der Beschreibung der Kleidung die Handlung des Ankleidens zu erzählen, nur ganz beiläufig im Beginne Gebrauch gemacht ist; der bei weitem überwiegende Teil der Beschreibung erfolgt dann lediglich als Schilderung des Koexistenten. Nichtsdestoweniger wird niemand bezweifeln, dass der poetische Nachahmungszweck, in der Pracht der Zurüstungen die "hochzeitlich-fröhliche" Feststimmung verbunden mit der echt adeligen Grandezza und der durch alle, im besten Sinne vornehmen, Vorzüge geschmückten Art und Haltung der Gefeierten lebendig zum Bewusstsein zu bringen, mit anschaulichster Wirkung erreicht ist:

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