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Das richtige Maß

Der Profisport – und zwar jeder – ist ein heißer Ritt auf der Kante. Ein Schritt zu weit, und man stürzt ab, ein Schritt zu kurz, und dasselbe passiert. Das Letzte, was es braucht, um in diesem Beruf erfolgreich zu sein, ist die Neigung zu Schnellschüssen. Christoph Strasser hat den gleichmäßigen Takt des kontinuierlichen Fortschritts heute ebenso zu akzeptieren wie zu Anfang seiner Karriere. Damals fiel ihm das tatsächlich schwerer und er musste hart an sich arbeiten, um den inneren Zwang zum »Mehr und mehr«, naheliegend im Angesicht der Art von Herausforderungen, denen er sich zu stellen hat, in geordnete Bahnen zu lenken. Er hat ganze Jahre der Ungeduld opfern müssen, wie damals, 2008, als er sich mit 50 Stunden Training pro Woche auf direktem Weg ins Übertraining manövrierte und dabei sein Immunsystem an die Wand fuhr. Wochenlang in Südafrika einkaserniert mit einem Freund, nicht ganz wie eine Mischung aus Mönch und Guerillakämpfer, aber fast. Sechs bis neun Stunden Radfahren, dazu Einheiten in der Kraftkammer, total ermüdet. Die Weinverkostung, der Spaziergang am Tafelberg – das waren die spaßigen Ausnahmen an den wenigen Ruhetagen, auf die dann umso intensivere Einheiten folgten. Ein verhängnisvoller Fall von gut gemeintem, aber fehlgeleitetem Ehrgeiz.

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