Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Jedes Mal, wenn ich kurz davor war, in einen komatösen Schlummer zu sinken, riss mich das Adrenalin von Verwirrung und Desorientierung jäh wieder heraus. Was zum Henker ging hier eigentlich vor sich? In den 38 Stunden, seit ich im Morgengrauen aus dem Ehebett gekrochen war, hatte ich mein MIFA in ein Taxi und wieder raus, in einen Langstreckenbus, durch drei Flughäfen und die Türen von zwei Hotels bugsiert. Ich hatte so viele Klamotten angezogen, dass ich kaum noch laufen, sehen oder hören konnte, dann hatte ich mich auf dieses winzige Rad geschwungen und mich mit dem Tempo eines sterbenden Landstreichers sieben Stunden lang durch tiefen Schnee und vereinzelte Schneestürme gekämpft. Meine Gliedmaßen pochten vor Schmerz und meine Zahnpasta war immer noch knüppelhart gefroren.

Damit wären wir bei der härtesten Lektion des Tages. Einem Intensivkurs vielmehr, der einem durchgefrorenen Hohlkopf beibringt, dass gängige Theorien der Klimaforschung nützlicher sind als seine eigenen halbgaren Prognosen. Im Rahmen meiner Reiseplanungen erfuhr ich, dass Finnland im Vorjahr einen vergleichsweise warmen Winter erlebt hatte und heuer einen sogar noch milderen genoss. Ich sah mich daher veranlasst, die Warnungen jener Skeptiker in den Wind zu schlagen, die mich drängten, frühestens im Mai aufzubrechen oder die Fahrt in umgekehrter Richtung anzutreten, wenn ich denn wirklich nicht so lange warten wollte – den Iron Curtain Trail also am Schwarzen Meer zu beginnen und voraussichtlich im Hochsommer den Polarkreis zu erreichen. (Diese letztgenannte Möglichkeit kam nie in Frage: Als Sklave der »Idiotenschwerkraft« von Straßenkarten konnte ich mir einfach nicht vorstellen, von Süden nach Norden zu reisen.)

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