Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Wie Stalingrad später zeigen sollte, war die große Stärke der Roten Armee der eiserne Wille, Mütterchen Russland zu verteidigen. Einen harmlosen Nachbarn zu überfallen, stellte ihre Motivation hingegen auf eine harte Probe. Viele russische Soldaten kannten nicht einmal den Namen des Landes, in das sie einmarschierten, zu schweigen von den Beweggründen, dies zu tun. Ein ganz besonders bedauernswerter Kriegsgefangener berichtete seinen Fängern davon, in Murmansk von einem Offizier von der Straße geholt worden zu sein, als er gerade Schuhe für seine Frau kaufte, bevor man ihn nach einstündiger Ausbildung direkt an die Front schickte. Als die Finnen seinen Rucksack leerten, fanden sie dort die noch immer ordentlich verpackten Schuhe vor.

Dank Stalins grenzenloser Paranoia endeten drei Viertel der Offiziere der Roten Armee im Gulag oder vor dem Erschießungskommando und bescherten seiner Invasionsstreitmacht eine Führung, der es eklatant an Erfahrung mangelte und die sich außerdem scheute, die Initiative zu ergreifen und selbst haarsträubend katastrophale Befehle in Frage zu stellen. Und davon gab es eine ganze Menge. Typische Vorstöße der Russen sahen so aus, dass Hunderte, manchmal Tausende Soldaten in enger Formation am helllichten Tag über die gähnend leere Eisfläche eines zugefrorenen Sees marschierten. Die finnischen Maschinengewehrschützen am anderen Ufer konnten ihr Glück angesichts dieses Scheibenschießens kaum fassen. Schon bald waren sie von dem Abschlachten so verstört, dass viele von ihnen mit posttraumatischen Belastungsstörungen abgezogen wurden. Jeder Angriff war wie eine Schlacht an der Somme im Kleinformat, an deren Ende das Eis mit Leichen übersät war. Bei einem repräsentativen Gefecht scheiterte ein Verband von 4.000 russischen Soldaten daran, eine von 32 Finnen verteidigte Stellung einzunehmen, und hatte selbst 400 Todesopfer zu beklagen.

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