Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Die Finnen hatten schlechte Karten, spielten sie aber brillant aus. Ihre zahlenmäßige Unterlegenheit und miserable Ausstattung machten sie mit Pragmatismus, Einfallsreichtum, Winterhärte und der Entschlossenheit wett, ihre Nation und die hart erkämpfte Unabhängigkeit zu verteidigen. Kluge Offiziere, darunter Freiwillige wie Abgeordnete, Anwälte und sogar der Präsident der staatlichen Alkoholbehörde, erdachten und entwickelten die gewieften Guerilla-Taktiken, die noch heute als ausgezeichnete Strategien im Kampf gegen eine weit überlegene Macht angesehen werden. Weiße Mützen und Skier ermöglichten den Finnen, sich ungesehen und ungehört an den Feind heranzuschleichen. Der Molotow-Cocktail war eine Erfindung des Finnischen Winterkriegs, scherzhaft benannt nach dem sowjetischen Außenminister, der den Pakt mit Hitler ausgehandelt hatte. Mehr als eine halbe Million wurden von Alko hergestellt, jede Flasche ausgestattet mit zwei Sturmstreichhölzern. Die spöttische Hommage an Molotow war eine Mischung aus Benzin, Kerosin, Teer und Kaliumchlorid, die beim Aufprall durch eine am Flaschenhals befestigte Ampulle mit Schwefelsäure entzündet wurde. Mit diesem gläsernen Wurfgeschoss konnte man sogar einen Panzer unschädlich machen; der Haken dabei war, nahe genug heranzukommen. Die noch heiklere Alternative war eine »Tornisterbombe«, die direkt unter einen nahenden T-34 geworfen wurde, im Idealfall, nachdem ein kräftiger Kollege ihn mit einem gezielten Holzklotz zwischen die Räder gebremst hatte. Solche Taktiken erklären, warum die Sterblichkeitsrate in Anti-Panzer-Einheiten bei rund 70 Prozent lag.

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