Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Die Demütigungen, die sie im Winterkrieg erlitten hatten, kamen den Russen 15 Monate später gut zupass. Als die deutschen Panzer anrollten, hatte die Rote Armee bereits jede erdenkliche bittere Lektion gelernt. Ihre klägliche Vorstellung gegen einen wilden Haufen bemützter Skifahrer verleitete Hitler außerdem dazu, sich in der Annahme, die Nazi-Kriegsmaschinerie werde mit der Roten Armee kurzen Prozess machen, zu übernehmen. Es wäre demnach nicht ganz abwegig zu behaupten, dass die Finnen indirekt die Nazis besiegt hatten – insbesondere wenn man die etwas unangenehme Endphase außer Acht lässt, in der die Finnen ab 1944 Seite an Seite mit Hitlers Wehrmacht kämpften.

Aber die grimmige Quintessenz des russischen Finnlandfeldzugs und aller anschließenden verlustreichen Siege der Roten Armee lautete: Töte mich, töte ihn, töte jeden Soldaten, den du töten kannst, und töte weiter, aber sieh ein, dass du uns niemals alle töten wirst. Die russische Invasion in Finnland zeugte nicht von individuellen Heldentaten, sondern war auf verstörende Weise geprägt von stumpfen, fast apathischen Massenopfern, der pflichtschuldigen Hinnahme von Verlusten in entsetzlichen Ausmaßen. Dies war sowjetischer Kollektivismus reduziert auf seine grausige Essenz: Die schiere Masse entbehrlichen Menschenmaterials war die hässliche, stumpfe Waffe, die den Finnen schlussendlich den Rest gab und auch den Nazis in Stalingrad. Der Oberbefehlshaber der finnischen Armee, General Mannerheim, sprach von einem »Fatalismus, der Europäern unbegreiflich ist«.

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