Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Welch Demut gebietende, erstaunliche Tage waren dies, in denen ich in der österbottnischen Wildnis von einem großherzigen Fremden zum nächsten weitergereicht wurde und ein ums andere Mal die kühle Milch menschlicher Güte kosten durfte. Und dafür nie etwas bezahlen musste: Meine verschiedenen Gastgeber verweigerten jegliches Zahlungsangebot mit solcher Vehemenz, dass ich, aus Sorge, Anstoß zu erregen, jedes Mal zögerte, ehe ich einen 20-Euro-Schein unter den Kessel steckte, bevor ich aufbrach. Nicht einmal meinen Dank wollten sie annehmen. Eine Zeitlang fragte ich mich, was im Himmel Raija gesagt haben mochte, um solch entwaffnende Gastfreundschaft zu entfesseln: dass ich die leicht reizbare Vorhut einer riesigen Horde von Klappradfahrern wäre, die ihren darbenden Siedlungen großen Wohlstand bringen wird? Ein österbottnischer Freiheitskämpfer? Der unbarmherzige Erzfeind des Vielfraßes? Die Erläuterung meiner letzten Gastgeberin hatte mir einen präziseren Einblick gewährt und Raija bestätigte sie mit ihrer Einschätzung: »Wenn man in einer schwierigen Region lebt und in eine Notlage gerät, ist man voll und ganz auf andere Leute angewiesen. Sie wollten dir nicht helfen, sie mussten es tun. Jetzt sind sie froh und fühlen sich sicherer, denn sie glauben, dass jemand da sein wird, um auch ihnen zu helfen, wenn sie es brauchen.«

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