Читать книгу Kulturtheorie. Einführung in Schlüsseltexte der Kulturwissenschaften онлайн

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Die Einheit lässt sich nur mehr formal herstellen, nur durch den Rekurs auf die Formen und Mittel, deren sich die verschiedenen Objektivierungenobjektiv, Objektiv- einer Kultur (Wissenschaft, MythosMythos, Mythologie, mythologisch und ReligionReligion, religiös, SpracheSprache, KunstKunst, Kunstwerk) bedienen. Der Mensch wird als ein Symbole schaffendes Lebewesen bestimmt, das heißt als ein Wesen, das Kultur hervorbringt und hervorbringen muss. Der Mensch ist ein kulturelles Wesen nicht nur durch die werkzeughafte Bearbeitung von NaturNatur (wie das ein älteres Kulturverständnis nahelegt), sondern durch seine sprachliche und semiotische Bearbeitung derselben. Im Kontrast zu traditionellen Kulturbegriffen schrumpft erkenntnistheoretisch ein Begriff wie „Natur“ auf den Status einer freilich notwendigen Grenzmarke des Denkens ein (so wie die Realität in dieser Perspektive zum „Ding an sich“ wird). Denn ‚Natur‘, das ist unter diesem forcierten erkenntnistheoretischen Blickwinkel, der zugleich kulturwissenschaftlich changiert, eine KonstruktionKonstrukt, Konstruktion durch die symbolischen Formensymbolisch (allgemein)Formen, symbolische einer Kultur. Mit diesem Hinweis kommen wir in die Nähe eines Disputs, wie er etwa in der Geschlechterforschung (GenderGeschlecht (Gender), Geschlecht-, Studies) virulent ist: In radikalen konstruktivistischen, sozusagen hyper-kantianischen Geschlechtertheorien15 wird der binären Geschlechterdifferenz jegliche natürliche Realität abgesprochen und diese als bloße Konstruktion aufgefasst, die durch die symbolischen Formensymbolisch (allgemein) der Kunst und Wissenschaft generiert wird. Eine solche Form von post-kantianischem KulturalismusKulturalismus, -kulturalismus und Konstruktivismus bildet die Kehrseite der kulturellen Wende, weshalb deren Kritiker auch nicht selten vom linguistischen Idealismus, der die Realität auf Symbolsysteme reduzieren möchte, sprechen. Im Fall der menschlichen Natur gibt es jedoch nicht nur so etwas wie eine Binnenbefindlichkeit des Leiblichen, vielmehr ist der Umkehrschluss, den ein solcher Konstruktivismus vornimmt, fragwürdig: Zwar muss es keine Koinzidenz zwischen ‚Realität‘ und symbolischen Formensymbolisch (allgemein) geben, ob aber die symbolischen Formensymbolisch (allgemein) über die MachtMacht verfügen, durch ihr bloßes Dasein Phänomene wie Tod und SexualitätSexualität beliebig zu modellieren, erscheint zweifelhaft. Die symbolischen Formensymbolisch (allgemein) sind Bedingungen der Möglichkeit, in der Welt zu sein, aber damit nicht automatisch, diese nach Belieben zu verändern.

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