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1 Aus der Rationalität des modernenModerne, modern, -moderne LebensstilsLebensstil resultiert, dass er intellektuellIntellektueller, intellektuell, d.h. charakterlos ist. Aber das Wort „charakterlos“ erfährt hier ebenso wie das Adjektiv „intellektuell“ eine verschobene Bedeutung. Es meint nicht, dass alle Mitglieder der modernen Geldkultur moralisch defizitär wären, es meint auch nicht, dass alle Menschen zu Intellektuellen würden. Und es bedeutet auch nicht, dass Intellektuelle charakterlos in moralisch abwertendem Sinn sind – Zuschreibungen, die von radikalen linken wie rechten Denkern immer wieder vorgebracht worden sind. Simmel schreibt diesbezüglich:

Der IntellektIntellekt, seinem Begriff nach, ist absolut charakterlos, nicht im Sinne des Mangels einer eigentlich erforderlichen Qualität, sondern weil er ganz jenseits der auswählenden Einseitigkeit steht, die den Charakter ausmacht.17

Das Wort „Charakter“ kommt aus dem Altgriechischen. Sein Bedeutungsumfang lässt sich durch Worte wie Gepräge, Ritzung, Zauberzeichen, amtliche Eigenschaft, Rang, Stand beschreiben. Der „charakterlose“ LebensstilLebensstil ist ambivalent und widerspricht dem berühmten Lutherischen Diktum: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“. In den KontextKontext des (post-)modernenModerne, modern, -moderne LebensstilsLeben, Lebens-, -leben gestellt, bedeutet er demgegenüber: Hier bin ich gerade, ich kann auch anders. Die heute allseits beschworene Biegsamkeit (Flexibilität), die geschickt der sozialen Unterwerfung des einzelnen Menschen unter die Logik des KapitalsKapital, Kapitalismus, kapitalistisch einen dynamisch-erotischen ‚Kick‘ verleiht, weist genau in diese Richtung: Bereitschaft zur permanenten Veränderung, zum Wechsel der eigenen IdentitätIdentität.

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