Читать книгу Die Tyrannei des Geldes. Henri-Frédéric Amiel über Besitz und Bürgertum онлайн

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Was ihm vorschwebte, war eine Art Digest, eine Blütenlese, die nach seinem Tod erscheinen würde. Könnte man, so wünschte er, von diesem hüfthohen Stoss von Seiten «deren 500 retten, so ist das viel, vielleicht genug». Genauso sollte es sich abspielen: 1883 brachte der einstige Freund Edmond Scherer, jetzt Redaktor in Paris, die Fragments d’un journal intime heraus. Es waren Tagebuchauszüge in zwei Bänden, über die Einträge von Jahrzehnten hinweg herausgepflückt, dazwischen gestreut Gedankensplitter und Aphorismen aus Amiels vergessenen Gedichtbänden. Die Fragments fanden auf Anhieb durchschlagenden Erfolg, wurden ein Dutzend Mal neu aufgelegt, in viele europäische Sprachen übersetzt. Nietzsche, Hofmannsthal und Gide priesen sie, Leo Tolstoi leitete eine russische Ausgabe in die Wege und fand in den Fragments Passagen «voller Leben, Weisheit, Lehrhaftigkeit und Trost». Sie würden, so Tolstoi im Vorwort, «für immer eines jener besten Bücher bleiben, die uns unverhofft hinterlassen wurden von Menschen wie Marc Aurel, Pascal, Epiktet». In gewissem Sinn erfüllten die beiden Bändchen die Forderung, die der Autor immer wieder an sich selbst gestellt hatte: ein die Generationen überdauerndes œuvre zu schaffen.

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