Читать книгу Die Tyrannei des Geldes. Henri-Frédéric Amiel über Besitz und Bürgertum онлайн

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Heute liegt das Journal intime vollständig im Druck vor, in zwölf dickleibigen Bänden, nach einer verlegerischen wie wissenschaftlichen Parforcetour, die 1994 abgeschlossen wurde. Der Index gibt nur einen schwachen Eindruck der Themen, die Amiel im Verlauf der drei Jahrzehnte abhandelte, dies neben den gleichsam gesetzten Einträgen über die praktischen Tätigkeiten, über das tägliche va-et-vient. Ausführliche Passagen handeln von Religion, Philosophie, Politik, von der zeitgenössischen Genfer Gesellschaft, der Psychologie der Nationen, vor allem aber: vom Seelenleben des Autors selbst. Die tägliche Stunde am Schreibtisch erlaubte ihm, «allen Purzelbäumen und Bocksprüngen des inneren Lebens zu folgen», den Menschen zu studieren «anhand eines komplizierten Exemplars der Rasse» – seiner selbst. Dazu gehören Einsichten, die man heute der Tiefenpsychologie zuordnen würde. Amiel hielt zahlreiche Träume fest und interpretierte sie mit erstaunlichem Scharfblick für die Abläufe und Finten des Unbewussten. Manche Einsichten über die Mechanismen des Traums nehmen die Erkenntnisse von Freuds 1900 erschienener «Traumdeutung» vorweg – um Jahrzehnte.

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