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Am Abend saß ich zum ersten Mal in höchster Spannung im ersten Range des dichtbesetzten königlichen Schauspielhauses. Es erschien mir gegen das Karlsruher klein, aber eleganter, auch besser beleuchtet. Es wurde »Hermann und Dorotea« gegeben, von Dr. Karl Töpfer nach Goethes Dichtung für die Bühne bearbeitet.

Neben mir saß ein gemütlich-heiterer Herr von einigen 30 Jahren. Sein ganzes Wesen erinnerte mich lebhaft an meinen lieben Hofrat in Ifflands Hagestolzen. Mein jugendlich aufblitzendes Entzücken über einzelne Stellen der Dichtung — meine Begeisterung über das vollendete Spiel schienen ihn zu ergötzen. Wir kamen in den Pausen ins Plaudern. Mein Nachbar sprach über Kunst und Schauspieler voll Verständnis und Bescheidenheit — angenehm und liebenswürdig. Er hatte sogleich die Fremde und begeisterte Kunstnovize erkannt — und nannte sich mir als früheren Kollegen und Verfasser von »Hermann und Dorotea« — Dr. Töpfer.

Töpfer war Hofschauspieler in Wien gewesen, hatte dann durch Deutschland Kunstreisen gemacht und besonders durch sein Gitarrenspiel entzückt. Seit einigen Jahren hatte er die Bühne verlassen und war mit großem Glück als Lustspieldichter und Novellist aufgetreten. Seine Lustspiele: »Des Herzogs Befehl« und »Der beste Ton« wurden damals auf allen Bühnen gegeben und haben sich bis heute auf dem Repertoire erhalten. Vor wenigen Wochen ist Töpfer in Hamburg gestorben.

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