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Clauren hatte das Suschen in seinem »Bräutigam aus Mexiko« für Amalie Neuman geschrieben — und dies schöne Suschen hatte ganz Berlin entzückt — berauscht … Und nun wollte die eckige, unscheinbare Karoline Lindner es wagen, in derselben Rolle vor das Berliner Publikum zu treten — welche Anmaßung!

Clauren erzählte: »Das Theater war — wohl mit aus Neugier, wie dies kühne Unternehmen der kleinen Frankfurterin ausfallen werde, überfüllt. Keine Hand rührte sich, als nach dem Aufrollen des Vorhanges das reizlose Suschen am Klöppeltisch sichtbar wurde.

Mir klopfte hörbar das Herz, und ich bedauerte, der Lindner diese Rolle nicht abgeraten zu haben. Ich konnte bemerken, wie viele Zuschauer lächelten, die Köpfe schüttelten, als wollten sie sagen: das war vorauszusehen, — ein unbegreiflicher Missgriff von einer sonst so denkenden Künstlerin!

Die erste Unterredung mit der Tante wurde gleichgültig aufgenommen, — doch nach und nach regte sich die Teilnahme, — und am Schluss des Aktes ertönte Beifall. Nach der Beschreibung des Traumes im dritten Akt aber jubelte bereits das ganze Haus vor Entzücken, und nach dem vierten Akt gestanden selbst die glühendsten Verehrer des schönen Suschens, dass diesem unschönen, herzig gemütlichen, heiter-seelenvollen — der Preis gebühre. — Die hellen Tränen liefen mir über die Wangen, als die tief gedemütigte Spitzenklöpplerin so traurig und ergeben sich zur Arbeit setzte, und klagte: »mein Mütterchen im Grabe, Du hörst das Weinen Deines Kindes nicht!« Nur einer Nuance will ich erwähnen, welche das Publikum elektrisierte.

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