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In dem Rollenfach der Stich gastierte nun Karoline Lindner, die Zierde des Frankfurter National-Theaters. Heute gab sie die Dorotea.

Bei dem ersten Anblick der kleinen, gedrungenen Dorotea mit dem unschönen, dicken Kopfe flüsterte ich Dr. Töpfer zu: »Wie schade, dass die schöne Madame Stich heute nicht spielt!«

Er lächelte: »Nach dem Aktschluss werden Sie anders urteilen.«

Und so kam es. Kaum hatte Dorotea einige Worte gesprochen, so schämte ich mich des vorschnellen Urteils. Die süße Stimme mit der vibrierenden Innigkeit erfasste mich mächtig, und die sittsame Grazie ihres Wesens ließ sie sogar anmutig erscheinen. Die großen, seelenvollen Augen entschädigten für die unschöne Gesichtsbildung.

Von einem anderen, noch glänzenderen Triumphe, den das seltene Talent und das reiche, schöne Herz der unschönen Karoline Lindner sogar über die jugendblühende, bildschöne Amalie Neumann in Berlin davontrug, erzählte mir später der bekannte Geheimrat Heun — der viel gelesene, viel geliebte und — viel geschmähte Clauren.

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