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Erst bei Biedenfelds durfte ich freier atmen. Mit Herzlichkeit wurden wir von den Wienerinnen bewillkommnet. Die Baronin hatte dieselbe Ruhe und Milde in ihrem Benehmen, wie meine Mutter. Sie war früher an den Komiker Schüler in Dessau verheiratet gewesen und hatte selbst als Sängerin geglänzt. Ihre Tochter aus erster Ehe, Frau Spitzeder, war eine zierliche Erscheinung: schwarze Prachtaugen schauten aus dem blassen, lieblichen Gesicht unendlich wehmütig, als suchten sie vergebens das geliebte Wien, wo Henriette Spitzeder als erste Sängerin der Liebling der Wiener war. Oder ahnten diese schönen, traurigen Augen, dass sie sich schon nach vier Jahren auf immer schließen sollten? — Spitzeder, der berühmte Wiener Bassbuffo, dagegen sah fröhlich und zuversichtlich aus. Ein großer, blondlockiger, schöner junger Mann, dessen lächeln und blitzende tiefblaue Augen den humoristischen Schalk verrieten.

Plötzlich sagte Kunowsky Adieu! — und fort war er. Wir sahen uns eine Weile beobachtend — lächelnd an — aber der köstliche Spitzeder gab in seiner derb gemütlichen Wiener Art den Gedanken Worte: »Unser Geschäftsführer ist heut wieder einmal e bissel — verruckt! Sonst ein seelenguter, auch kluger Herr, — aber hier im Oberstübchen geht es manchmal drunter und drüber und zum Dirigenten für ein Theatervölkchen fehlt ihm eine gute Portion Energie und kaltes Blut!« — Dann schlug er plötzlich in das höchste Pathos um: »Wir fahren halt auf dem Meer fremder Verhältnisse, und wissen nicht, ob's Schifflein glücklich landen wird! — aber um uns zu stärken vor den herannahenden Kämpfen, wollen wir Leidensgefährten — — (in Wiener Mundart) jetzt echte Wiener Rahmstrudel essen.«

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