Читать книгу Aus meinem Bühnenleben онлайн

46 страница из 83

Baron Biedenfeld machte uns seinen Besuch. Der Vize-Direktor trug einen verstümmelten Arm in schwarzseidener Binde; die Orden auf seiner Brust erklärten uns, wie er zum Krüppel geworden. Der Mutter und mir stiegen die Tränen ins Auge — — wir dachten an meinen Vater, der aus jenen Schlachten fürs Vaterland nicht wiederkehren durfte. Der Baron mochte wohl vierzig Jahre zählen und hatte angenehme, intelligente Züge. Er zeigte sich als feingebildeter Mann und plauderte bald gemütlich in Wiener Mundart. Er lud uns freundlich ein, ihn nach Hause zu Frau und Tochter zum Mittagessen zu begleiten. Wir würden dort auch seinen Schwiegersohn Spitzeder kennen lernen.

»Wenn das so fortgeht,« rief ich fröhlich, »müssen wir an eine beschützende, unsichtbare Macht glauben. Warum aber blicken Sie so traurig, Herr Baron?«

»Lina, bedenke doch!« verwies die Mutter … Entschuldigen Sie, Herr Baron, das laute Denken meiner Tochter!«

»Oh, lassen Sie das Fräulein doch aufrichtig sein! Zu bald wird sie leider nur Klugheit sprechen müssen, wenn sie durchkommen will auf den heißen Brettern. — Sie haben aber ganz recht gesehen, mein aufrichtiges Fräulein: ich bin sehr deprimiert! Seit Bethmanns Zerwürfnis mit den Aktionären ist meine Stellung unerträglich geworden: ich soll Alles vermitteln, ermöglichen — und werde bei der herrschenden Konfusion nachgerade mit verwirrt. Doch, dies darf Sie nicht entmutigen, bitte, erfreuen Sie mit Ihrer Heiterkeit meine heimwehkranke Frau und Tochter — sie vermissen hier noch mehr als ich unser geliebtes Wien.«

Правообладателям