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«Hör auf!»

«Jaja, das muß so organisiert sein, sonst geht’s schief. Wir rechnen mit einer Beteiligung von viertausend Schützen, bei einer Plansumme von zweihunderttausend Franken. Das Fest dauert zehn Tage …»

Fred hörte aufmerksam zu, wunderte sich, stellte Fragen und zeigte eine Anteilnahme, die ihm eben noch fern gelegen hatte. Ein Schützenfest war für ihn bis jetzt höchstens ein patriotischer Rummel gewesen wie alle derartigen Anlässe, ein Ausdruck jener plebejischen Betriebsamkeit, die von intellektuellen und höher gebildeten städtischen Kreisen als «schweizerische Festseuche» verurteilt und verspottet wurde. Jetzt, da er Christian ernsthaft und einsichtig davon reden hörte, begann auch er das kommende Fest unmerklich für eine große und wichtige Aufgabe zu halten.

Christian war ein einfacher und tüchtiger junger Mann, der mit seinem Vater zusammen die Landwirtschaft betrieb. Obwohl er, von den Schulen abgesehen, nie eine andere als bäuerliche Tätigkeit ausgeübt hatte, unterschied er sich doch von den ganz ursprünglichen Bauern der Landkantone, er war im sozialen Sinne geweckter, im Auffassen rascher und im Denken beweglicher, er war loser in der Erde verwurzelt als jene und stand schon auf der Schwelle zum Bürgertum. Seinesgleichen gab es unter kleinen Handwerkern, Arbeitern und im Umkreis der Städte auch unter Bauern zu Tausenden; sie fielen nicht auf und traten persönlich nur wenig hervor, aber sie bildeten eine für die Zukunft des Volkes entscheidende Schicht, sie stellten eine von der Erde nicht mehr gebundene und von Vorurteilen noch nicht ernstlich gehemmte Kraft dar, mit der alles möglich schien. Die tüchtigsten Handwerker, Aufseher, Vorarbeiter, die zuverlässigsten Eisenbahner, die brauchbarsten Soldaten und Unteroffiziere stammten aus der jungen Generation dieser Mittelschicht, wie denn übrigens auch Christian als einer der fähigsten Korporale seiner Kompagnie galt. Er war ein wenig kleiner als Fred, doch stämmiger, ein gesunder, kräftig gebauter Bursche mit krausem dunkelblondem Haar, gleichmütig blickenden Augen und leicht hervortretenden Backenknochen. Seinem Wesen nach schien er nicht eben heiter, er besaß einen ernsten, manchmal fast mürrischen Ausdruck und lachte selten laut, obwohl er sich über nichts zu beklagen hatte und allerdings auch kaum jemals klagte. Im Wagen neben Fred taute er nun etwas auf oder er verbarg doch die verhältnismäßig gute Laune nicht, die ihn im Grunde erfüllte.

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