Читать книгу Jugend eines Volkes. Ehrenhafter Untergang. Erzählungen онлайн
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Um Mitternacht erhob sich Swit von der Ruhstatt, trat zum Wächter hinaus und hörte, daß ein großer Nachtvogel das Lager überflogen habe. Er schwieg, sein offenes, klares Gesicht wurde hart, seine Augen wurden klein und glühend. Er ging bergwärts durch die Dunkelheit, kehrte um, ging wieder und kehrte abermals zurück. Da trat ihm sein jüngster Sohn Wernher entgegen, brachte ihm Schild und Waffen, lachte und war selber zum Auszug gerüstet. Er nahm es an und begann mit Wernher den Aufstieg durch die dunklen Wälder, nachdem er heimlich geopfert und den Wächter berichtet hatte.
Mühsam drangen sie zwischen Blöcken und gestürztem Holz bergan und sahen, so oft der Ausblick frei war, verschneite Felsen und Kuppen dicht vor sich auf dem besternten Grunde des nahen Himmels. Als der Wald lichter wurde, gewahrten sie zwei kämpfende Bären, die bald aufgerichtet gegeneinander stürzten, bald verknäuelt und ingrimmig knurrend sich wälzten. Regungslos und strahlenden Gesichtes schauten sie zu, bis die Tiere sich kämpfend entfernten, dann setzten sie den Aufstieg fort. Nun aber sahen sie ringsum alles wie verzaubert, über den Höhen hinter ihnen wandelte der halbe Mond aus dem Randgewölk und wirkte sein mildes Licht in den durchsichtigen Nebeldampf, der die eben noch klare Luft zwischen Himmel und Erde jetzt erfüllte, während der Felsenwall vor ihnen drohend in die Breite wuchs. Eine weiße Eule flog lautlos über sie hin und zog eine leuchtende Spur schräg durch den Tann hinauf. Dieser Weisung folgten sie und kamen aus dem Walde heraus durch niederes Holz auf alte Schneedecken; doch wenige Schritte höher lag der Schnee so, daß sie mühsam knietief waten mußten und lieber einem apern Hang zustrebten, der seitwärts lag, aber mit dem Rückengrat doch auch gegen Mittag hinaufstieg.